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Laura und Pauline finden einen
Freund
Es geschah an einem Abend Mitte Juni. Immer
wieder rammte ein Rehbock sein Geweih in den Holunderbusch vor ihm
und scharrte heftig mit den Vorderhufen. Aus dem Dickicht des Waldes
beobachteten ihn die bernsteinfarbenen Augen einer Luchsin. Schritt
für Schritt schlich die Raubkatze näher.
Ein Eichelhäher entdeckte sie, aber er warnte zu spät.
Als sich der Rehbock aufrichtete, sprang ihm die Luchsin bereits
entgegen. Ihr Gewicht warf ihn zu Boden und ihre Fangzähne
bohrten sich tief in seine Kehle. Der Rehbock musste nicht leiden,
noch bevor ihn die Luchsin ersticken konnte, war er am Schock gestorben.
Aufmerksam sah sich die Raubkatze um. Den Jäger, der sie durch
sein Fernglas beobachtete, bemerkte sie nicht. Sie lief um ihr Opfer
herum und zog es einige Meter weiter ins Unterholz. Dann riss sie
mit ihren dolchartigen Eckzähnen das Fell am Hinterbein des
Rehbocks auf. Sie hatte es auf das zarte Muskelfleisch abgesehen.
Der Eichelhäher über ihr schimpfte noch eine Weile, flog
aber schließlich davon.
Nachdem sich die Luchsin satt gefressen hatte, scharrte sie Waldboden
über das Reh. Anschließend streckte sie jedes ihrer langen
Beine weit von sich und hatte es danach plötzlich eilig, zurück
zu ihren Kindern zu kommen.
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